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Da sind sie wieder; die Entscheidungs-, Überforderungs-, Spannungs- oder Konfliktsituationen im privaten oder beruflichen Umfeld, und auch die Veränderungswünsche oder biographischen Lebenskrisen, die sich uns zeigen möchten. In unser Bewusstsein treten. Aufmerksamkeit fordern. Uns erschüttern. Aufrütteln, wenn wir uns aufrütteln lassen.

Was, wenn wir uns dann hin und wieder, mehr oder weniger, eben nicht so ganz in Übereinstimmung mit unserem aktuellen Lebenszusammenhang empfinden. Uns unser Lebenszusammenhang fremd geworden ist; wir uns selbst fremd werden.

Wo bleibt da der rote Faden; wo zeigt sich da der Lebenszusammenhang, der sich doch eigentlich im Laufe unseres Lebens bestenfalls entfalten soll. Wenn wir uns entwickeln, sogar weiterentwickeln. Mutig und tapfer Höhen und Tiefen, Begegnungen und Trennungen, Erfolge und Misserfolge, Glück und Leid, Gesundheit und Krankheit erleben und auch annehmen.

Verharren wir in unseren, ach so geliebten Gewohnheiten und altbekannten Denkmustern, die sich scheinbar bis jetzt so selbstverständlich bewährt haben, oder schaffen wir es, dank der nicht herbeigesehnten Krisen, die Vergangenheit nicht unbedingt fortzuschreiben, sondern uns mit ihr aus einer anderen Perspektive heraus zu betrachten, um noch Anderes, Neues an uns zu entdecken, als das, was wir bis hierhin so mit uns tagein, tagaus erlebt haben; und wenn wir die Vergangenheit nun nicht mehr einfach fortschreiben möchten, sondern spüren, dass wir uns möglicherweise noch zu etwas anderem aufgerufen fühlen dürfen, muten und trauen wir uns das dann auch zu.

Sind wir nun das, was wir so im Laufe der Jahre geworden sind, oder sind wir vielmehr das, was wir eben noch nicht sind. Und wenn es so ist, gestalten wir dann mit, an unserem eigenen Lebenszusammenhang; unserer Biografie. Mehr oder weniger aktiv. Zunehmend selbstbestimmt. Uns weiterentwickelnd, von der Kindheit, der Pubertät, der Zeit als junge Erwachsene, hin zur Lebensmitte und weiter darüber hinaus. Darf immer etwas Neues, Unerwartetes, Überraschendes, Sensationelles hinzukommen, an dem wir uns auch weiterentwickeln können, das wir liebgewinnen und uns vertraut wird. Erkennen wir unsere Fähigkeiten, Stärken und Talente, und dürfen sie sich entfalten; sehen wir aber auch das Dramatische, das vermeintlich Ungute, die ein oder andere Katastrophe, unsere Einseitigkeiten, eigenen Unfertigkeiten und Unvollkommenheiten; bemerken wir also auch unsere Schwächen.

Schaffen wir es Gutes und weniger Gutes zu- und auch wieder loszulassen, uns nicht daran festzuklammern, es aber auch nicht achtlos von uns zu weisen. Und erkennen wir darin dann auch unsere Lebensaufgaben und die damit verbundenen Herausforderungen. Packen wir das an, was wir zunächst noch nicht so gut können. Raffen wir uns auf, muten und trauen es uns zu, um mit fast unbändiger Freude an unserer Unvollkommenheit zu arbeiten. Lassen wir uns ein, auf das, was wir noch nicht sind. Bis er sich zeigt, der rote Faden; nicht schon fertig ausgelegt, sondern von uns selbst aufgenommen, angeregt durch einen inneren Gestaltungswillen, sodass unser Lebenszusammenhang und unsere Biografie aufblühend, Gestalt annehmen darf.

Wenn wir ihn dann aufnehmen, diesen, unseren roten Faden; entsteht dann da so etwas wie der Sinn des Lebens; und wenn es nun an uns liegt, dieses Ergreifen, das „es-sich-selbst“-zumuten und zutrauen, dann halten viele Tage, Orte, Begegnungen, Situationen, Aufgaben und Herausforderungen etwas bereit, was wir zu einem Sinn unseres Lebens machen können. Das ist doch wunderbar.

Und dann vielleicht später, irgendwann einmal; wieder in unserem stillen Kämmerlein, kommt es uns so in den Sinn, ob es eines Tages, ein erfülltes Leben gewesen sein wird. So ein schöner Gedanke.

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